Sturzrisiko im Alter: 15 häufige Ursachen und Präventionsstrategien

Stürze im Alter stellen ein ernstes gesundheitliches Risiko dar und können zu erheblichen Einschränkungen der Mobilität und Lebensqualität führen. In der Schweiz stürzt etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre mindestens einmal im Jahr, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Bei den über 80-Jährigen ist sogar jeder Zweite betroffen. Stürze sind die häufigste Ursache für Verletzungen in dieser Altersgruppe und führen jährlich zu rund 86.000 Notfallkonsultationen und etwa 1.400 Todesfällen in der Schweiz. Sie sind somit nicht nur ein bedeutender Risikofaktor für Pflegebedürftigkeit und Krankenhausaufenthalte, sondern verursachen auch erhebliche Kosten im Gesundheitssystem.

Das Verständnis der Gründe, die zu Stürzen führen, ist entscheidend, um geeignete Präventionsmassnahmen zu ergreifen. Im Folgenden werden 15 häufige Ursachen für Stürze im Alter dargestellt, einschliesslich der Rolle der Dehydration, sowie mögliche Strategien zur Reduzierung des Risikos.

  1. Dehydration
    Dehydration ist ein häufig übersehenes Problem im Alter. Flüssigkeitsmangel kann zu Schwindel, Verwirrung und Muskelschwäche führen, was das Sturzrisiko erheblich erhöht. Viele ältere Menschen verspüren weniger Durst oder vermeiden das Trinken, um häufiges Wasserlassen zu verhindern. Regelmässige Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser, ungesüsstem Tee oder verdünnten Säften, kann das Risiko minimieren.
  2. Gleichgewichtsprobleme
    Mit zunehmendem Alter nimmt die Funktion des Gleichgewichtsorgans im Innenohr ab, was zu Unsicherheiten beim Gehen führen kann. Auch neurologische Erkrankungen, wie Morbus Parkinson oder die Folgen eines Schlaganfalls, verschlechtern das Gleichgewicht. Gleichgewichtstraining und Physiotherapie sind effektive Präventionsmassnahmen, um die Standfestigkeit zu verbessern und Stürze zu verhindern.
  3. Muskelschwäche
    Die altersbedingte Abnahme der Muskelkraft, bekannt als Sarkopenie, führt zu einer verminderten Stabilität. Muskelschwäche kann nicht nur durch den natürlichen Alterungsprozess, sondern auch durch Inaktivität, Mangelernährung oder chronische Krankheiten verstärkt werden. Regelmässiges Krafttraining, insbesondere für die Beinmuskulatur, kombiniert mit einer proteinreichen Ernährung, kann dazu beitragen, die Muskelkraft zu erhalten.
  4. Medikamentennebenwirkungen
    Viele ältere Menschen nehmen mehrere Medikamente (Polypharmazie) ein. Beruhigungsmittel, Blutdrucksenker oder Schlafmittel können Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit oder eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit hervorrufen, die das Sturzrisiko erhöhen. Eine regelmässige Überprüfung der Medikation durch den behandelnden Arzt ist daher entscheidend, um Wechselwirkungen und Nebenwirkungen zu minimieren.
  5. Orthostatische Hypotonie
    Orthostatische Hypotonie bezeichnet einen plötzlichen Blutdruckabfall beim Aufstehen, der zu Schwindel oder sogar Ohnmachtsanfällen führen kann. Diese Form des Blutdruckabfalls tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf und sollte ärztlich überwacht und behandelt werden. Eine langsame Änderung der Positionen, z. B. beim Aufstehen aus dem Bett, und das Tragen von Kompressionsstrümpfen können helfen, Symptome zu vermeiden.
  6. Sehbeeinträchtigungen
    Erkrankungen wie der Graue Star (Katarakt) oder die altersbedingte Makuladegeneration führen zu Sehschwächen, die das Erkennen von Hindernissen oder unebenen Flächen erschweren. Regelmässige Augenuntersuchungen und, wenn nötig, die Anpassung der Sehhilfen sind wichtige präventive Massnahmen. Eine gute Beleuchtung und der Einsatz von kontrastreichen Farben in der Umgebung können ebenfalls dazu beitragen, Stolperfallen besser zu erkennen.
  7. Ungenügende Beleuchtung
    Eine unzureichende Beleuchtung in der Wohnung erschwert das Erkennen von Stolperfallen und erhöht so das Sturzrisiko. Besonders nachts und in schlecht beleuchteten Bereichen ist eine ausreichende Beleuchtung essenziell. Bewegungsmelder und Nachtlichter in Fluren und Bädern bieten zusätzliche Sicherheit.
  8. Gefährdungen im Wohnumfeld
    Rutschige Böden, lose Teppiche, Kabel oder fehlende Haltegriffe im Badezimmer sind typische Gefahrenquellen. Die Entfernung dieser Gefahren sowie die Installation von Handläufen, rutschfesten Matten und Antirutschbelägen auf Treppen und im Badezimmer können das Risiko deutlich verringern. Eine gezielte Anpassung des Wohnumfelds an die Bedürfnisse älterer Menschen ist ein wichtiger Präventionsschritt.
  9. Inaktivität
    Ein Mangel an körperlicher Aktivität führt zu einer Abnahme von Muskelkraft, Flexibilität und Koordination. Bewegungsmangel schwächt nicht nur die Muskulatur, sondern auch die Knochendichte, was das Risiko für Knochenbrüche bei Stürzen erhöht. Regelmässige Bewegung, wie Spaziergänge, Seniorensport oder moderates Krafttraining, fördert die Stabilität und das Gleichgewicht.
  10. Chronische Krankheiten
    Erkrankungen wie Arthritis, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen, oder Diabetes, der die Nervenfunktion beeinträchtigen kann (Neuropathie), erhöhen das Sturzrisiko. Eine gute medizinische Versorgung und Anpassungen der Umgebung können dazu beitragen, die Mobilität zu fördern und Stürze zu verhindern.
  11. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz können zu plötzlicher Schwäche oder Schwindelanfällen führen, was das Risiko für einen Sturz erhöht. Eine regelmässige Überwachung und Behandlung dieser Erkrankungen ist essenziell, um die Risiken zu minimieren.
  12. Kognitive Beeinträchtigungen
    Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer führen oft zu einer eingeschränkten räumlichen Wahrnehmung und verminderten Entscheidungsfähigkeit, was die Gefahr von Stürzen im Alltag erhöht. Eine angepasste Betreuung und Unterstützung, inklusive kognitiver Trainingsprogramme, kann das Sturzrisiko verringern.
  13. Ungeeignetes Schuhwerk und Kleidung
    Schuhe mit glatten Sohlen, schlecht sitzende Schuhe oder lange Kleidungsstücke, die am Boden schleifen, stellen eine ernsthafte Stolpergefahr dar. Rutschfeste Schuhe und gut sitzende, angepasste Kleidung können das Risiko minimieren. Bequeme, rutschfeste Schuhe mit einer stabilen Sohle sind besonders empfehlenswert.
  14. Alkoholkonsum
    Auch bei älteren Menschen kann Alkohol die Koordination und das Gleichgewicht beeinträchtigen, was zu Stürzen führen kann. Ein bewusster Umgang mit Alkohol, einschliesslich des Verzichts auf alkoholische Getränke in riskanten Situationen (z. B. bei Einnahme bestimmter Medikamente), ist daher im Alter besonders wichtig.
  15. Mangelernährung
    Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen, insbesondere an Proteinen und Vitaminen, schwächt den Körper und reduziert die Muskelkraft. Eine ausgewogene Ernährung, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt ist, trägt zur Erhaltung der physischen Stärke und damit zur Sturzprävention bei.

Präventionsstrategien
Die Vermeidung von Stürzen erfordert ein ganzheitliches Präventionskonzept, das sowohl physische, medizinische als auch umweltbedingte Faktoren berücksichtigt. Zu den wichtigsten Massnahmen zählen:

  • Regelmässige ärztliche Untersuchungen, um chronische Krankheiten zu überwachen und Medikamente zu optimieren.
  • Körperliche Aktivität, die gezielt Kraft, Gleichgewicht und Flexibilität fördert. Gezielte Übungen, wie Tai-Chi oder spezielle Gleichgewichtstrainings, können das Sturzrisiko deutlich senken.
  • Anpassungen im Wohnumfeld, wie rutschfeste Matten, Haltegriffe und eine verbesserte Beleuchtung. Die regelmässige Überprüfung der Wohnung auf mögliche Gefahrenquellen ist ebenfalls wichtig.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung, um Dehydration und Mangelernährung zu vermeiden.
  • Korrektes Schuhwerk und geeignete Kleidung, um Stolperfallen zu reduzieren.
  • Kognitive Trainingsprogramme, um die mentale Fitness zu fördern und kognitive Beeinträchtigungen abzumildern.

Stürze im Alter können durch gezielte Prävention erheblich reduziert werden. Ganz verhindern lassen sich diese jedoch realistischerweise nicht. Entsprechend entscheidend ist ein schnelles Auffinden und Eintreffen von Hilfe nach einem Sturz. Daher ist es für hochaltrige Senioren wichtig, einen Notrufknopf zur Verfügung zu haben.

Quellen

  • Bundesamt für Statistik (BFS), Schweiz: Daten zu Stürzen und Unfallhäufigkeiten bei älteren Menschen.
  • Gesundheitsförderung Schweiz: Informationen zu Präventionsmassnahmen und Risikofaktoren für Stürze im Alter.
  • Schweizerische Gesellschaft für Geriatrie: Empfehlungen zur Behandlung und Vorbeugung von Stürzen bei älteren Menschen.
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO): Berichte über das weltweite Vorkommen von Stürzen im Alter und globale Präventionsstrategien.
  • Fachliteratur zu geriatrischer Medizin und Physiotherapie: Informationen zur Rolle von Gleichgewichtstraining und Muskelkräftigung bei der Sturzprävention.
  • Schweizerische Herzstiftung: Daten und Empfehlungen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Einfluss auf das Sturzrisiko.

Sabina Crameri

CMO & Business Development, Stv. CEO