Ein Seniorennotrufalarm sollte immer zu einer spezialisierten Personen-Notrufzentrale gehen, nicht direkt zu einer öffentlichen Notrufnummer

Ein Seniorennotrufalarm sollte immer zu einer spezialisierten Personen-Notrufzentrale gehen, nicht direkt zu einer öffentlichen Notrufnummer

Von Rolf Bona & Sabina Crameri-Hamel


Mit einem Hausnotrufsystem können ältere oder hilfsbedürftige Menschen in Notfallsituationen schnell effektive Hilfe anfordern. Wer soll alarmiert werden? Hierzu gibt es verschiedene Abonnement-Möglichkeiten. So kann der Notruf entweder direkt an die Angehörigen, eine spezielle Notrufzentrale oder nacheinander an beide gehen. Hierbei handelt es sich nicht um die allgemeine Alarmzentrale, die in der Schweiz durch die Nummer 144 erreicht wird.

Was leistet eine Senioren-Notrufzentrale?

1. Direkter Kontakt und Spezialisierung

  • Spezialisierte Hilfe: Hausnotrufzentralen sind spezialisiert auf die Bedürfnisse und Anforderungen von älteren oder beeinträchtigten Menschen und leisten effektiv und schnell Hilfe.
  • Persönlicher Kontakt: Die Betreuerinnen und Betreuer in der Notrufzentrale kennen die individuellen Bedürfnisse und gesundheitlichen Einschränkungen der Personen, die den Dienst nutzen. Auch das persönliche Umfeld aus Angehörigen und Nachbarn ist oft in den Dossiers vermerkt.
  • Kontinuierliche Betreuung: Die Mitarbeitenden der Zentrale bleiben so lange in der Leitung, bis Hilfe eingetroffen ist.

2. Entlastung der allgemeinen Notrufnummer 144

  • Der allgemeine Notruf ist oft überlastet. Ein spezialisierter Notrufdienst für bestimmte Gruppen wie ältere Menschen entlastet die allgemeine Notrufnummer und deren Ressourcen können effizienter genutzt werden.

3. Schnelle und effiziente Hilfe

  • Priorisierung: Mit dem vorhandenen Wissen zum individuellen Gesundheitszustand der anrufenden Person definiert die Hausnotrufzentrale die Art sowie die Dringlichkeit der Hilfe.
  • Koordination: Notrufzentralen koordinieren die notwendige Hilfe, sei es durch den Rettungsdienst, ärztliche Versorgung oder Angehörige. Die jeweiligen Daten sind den Dossiers entnehmbar und gestalten den Informationsprozess entsprechend effizient.

Eine aktuelle Herausforderung liegt in dem Umstand, dass viele Notrufe von Smartwatches oder Smartphones direkt an die Notrufnummer 144 geleitet werden.


Welche Probleme können auftraten, wenn Notrufe von Smartwatches oder Smartphones direkt an die Notrufnummer 144 gehen?

1. Falschalarme

  • Unbeabsichtigte Aktivierung: Versehentlich ausgelöste Notrufe können zu unnötigen Einsätzen und einer höheren Belastung der Notrufzentralen führen.
  • Technische Fehler: Aufgrund von Störungen werden Fehlalarme gesendet.

    2. Ressourcenverbrauch und Kapazitätsprobleme
  • Überlastung der Leitstellen: Durch unnötige oder unbeabsichtigte Anrufe sind die Kapazitäten der Leitstellen womöglich schnell erschöpft.
  • Fehleinschätzung des Einsatzbedarfs: Zu viele Anrufe über Smartwatches beeinflussen u. U. die Priorisierung von Einsätzen.
  • Verzögerung bei echten Notfällen: Eine Häufung von Falschalarmen führt schlimmstenfalls zu einer Verzögerung bei der Bearbeitung dringender Notfälle.

3. Mangel an Informationen

  • Limitierte Datenübermittlung: Mit dem Anruf über eine Smartwatch werden möglicherweise zu wenig Informationen über den Zustand der anrufenden Person übermittelt. Auch der Zugang zum Wohnraum (99 % der Unfälle ereignen sich in den eigenen vier Wänden) ist hierdurch nicht gesichert.
  • Nutzerinformationen: Rückfragen werden erschwert, da keine Informationen über die Nutzerin oder den Nutzer oder die Angehörigen hinterlegt sind.

4. Datenschutz und Privatsphäre

  • Übermittlung sensibler Daten: Es besteht das Risiko einer unsicheren Übermittlung und Speicherung von sensiblen Daten.

5. Kommunikationsschwierigkeiten

  • Einschränkungen in der Kommunikation: Wenn die Smartwatch nicht über ein integriertes Mikrofon und einen Lautsprecher verfügt, erschwert dies die Kommunikation zwischen der anrufenden Person und der Notrufzentrale.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass direkte Notrufe über Smartwatches oder Smartphones an die allgemeine Notrufnummer (wie in der Schweiz die 144, in Europa die 112 oder in den Vereinigten Staaten die 911) Schwierigkeiten verursachen können: von Falschalarmen und Ressourcenüberlastung über Datenschutzlücken bis hin zu Kommunikationsproblemen. Um sicherzustellen, dass ältere oder hilfsbedürftige Menschen in Notfallsituationen angemessene Hilfe erhalten, ist es ratsam, auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe spezialisierte Notrufzentralen oder Dienstleister einzusetzen. So wird eine schnelle und zielgerichtete Hilfe gewährleistet. Gleichzeitig werden die allgemeinen Notrufnummern entlastet, damit sie für dringende Notfälle zur Verfügung stehen.

Rolf Bona

CEO & Product Development

Sabina Crameri

CMO & Business Development, Stv. CEO